Grandioser Einstieg. Unglaubwürdige Entwicklung …
Seinen internationalen Durchbruch feierte der Brite Simon Beckett mit dem ersten Band seiner Thrillerserie »DIE CHEMIE DES TODES«, in die der forensische Anthropologe David Hunter die Hauptrolle spielt. Eine spannende Reihe, die ich großartig finde und nur empfehlen kann.
Mit »DIE VERLORENEN« beginnt Simon Beckett eine neue Serie. Im Mittelpunkt steht Jonah Colley, Mitglied einer bewaffneten Spezialeinheit der Londoner Polizei, der vor zehn Jahren einen tragischen Verlust erleben musste. Sein vierjähriger Sohn Theo wurde entführt und gilt seitdem als verschollen. Seitdem hat sich sein Leben radikal verändert, er ist mittlerweile geschieden und hat den Kontakt zu seinem engsten Freund Gavin abgebrochen. Als sich dieser nach einer langen Zeit aus heiterem Himmel bei Jonah meldet und ihn anfleht, ihn in einem verlassenen Lagerhaus zu treffen, soll sich sein Leben erneut in ein Albtraum verwandeln. Denn als Jonah dort ankommt, findet er nur die Leiche seines ehemals besten Freundes und er wird von einem Mann angegriffen, der beim Verschwinden von Theo eine entscheidende Rolle spielte …
Der Einstieg ist wirklich grandios. Die ersten Kapitel lesen sich wie ein packendes Finale. Es fiel mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Durch Rückblicke in die Vergangenheit erfährt man mehr über Jonah und seinem tragischen Schicksal.
Parallel zu den damaligen Geschehnissen werfen auch die aktuellen Vorfälle unzählige Fragen auf, die einfach keinen Sinn ergeben wollen.
Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit bringt eine interessante Dynamik in die Handlung.
Die Voraussetzungen für diesen Thriller sind mehr als gegeben, doch dann entwickelt sich die Handlung in die falsche Richtung. Wenn man den Klappentext liest, erwartet man, dass Jonahs Berufswahl die Handlung in irgendeiner Weise beeinflusst. Doch zu keinem Zeitpunkt fällt das ins Gewicht.
Zudem entwickelt sich die Entführungsgeschichte des Sohnes, die mir am Anfang wirklich das Herz zerrissen hat, in eine unglaubwürdige Richtung. Schnell wird sie zur Randnotiz und zum Schluss kommen Wahrheiten ans Licht, die unglaubwürdig sind und lediglich den Weg für die geplante Fortsetzung ebnen.
Nicht nur die Entführungsgeschichte des Sohnes wird suspekt. Auch der primäre Fall überrascht mit absurden Wendungen. Leider… Es fällt sogar schwer, am Ende den Überblick über alle Tatmotive zu behalten und die Gründe der Verbrechen nachvollziehen zu können.
Fazit
Die ersten Kapitel von »DIE VERLORENEN« haben eine unfassbare Sogwirkung. Die düstere Atmosphäre in Kombination mit einer dramatischen Storyidee und Rückblicke in die Vergangenheit des Protagonisten lassen auf eine nervenaufreibende Handlung hoffen. Doch leider rauben unglaubwürdige Wendungen diesem spannenden Thriller sein Potential.
1. Band
Buchreihe: JONAH COLLEY
416 Seiten
Originaltitel: »THE LOST«
übersetzt von: Karen Witthuhn; Sabine Längsfeld
ISBN: 978-3-8052-0052-3
Verlag: Wunderlich