Emotionaler Einstieg, langweilige Entwicklung
Viele positive Rezensionen auf englischen Blogs haben mich sehr neugierig auf «Dear Life» gemacht, doch leider blieb dieses Buch deutlich hinter meinen Erwartungen zurück.
In «Dear Life» stehen vier Menschen im Mittelpunkt, die traumatische Erfahrungen gemacht haben und sich dem Dear Life-Selbsthilfeprogramm anschließen, um Trauer, Verlust, Enttäuschung und Ängste zu verarbeiten. Der ständige Perspektivenwechsel gewährt zwar einen umfassenden Einblick in die Gefühlswelten der einzelnen Charaktere, verwirrt zu Beginn allerdings ein wenig.
Im ersten Buchviertel sind die Emotionen deutlich spürbar und auch die ernsthafte Handlung entwickelt sich genau in die richtige Richtung. Wie Meghan Quinn die vier Geschichten miteinander verbindet, ist ohne Zweifel toll, doch leider werden die Liebesgeschichten schnell unglaubwürdig. Die Handlung fügt sich für mein Gefühl zu perfekt. Zu den dramatischen Schicksalsschlägen passt das “und sie leben glücklich, bis ans Ende ihrer Tage“-Szenario einfach nicht. Es ist viel zu weit von der Realität entfernt, um noch authentisch zu wirken. Erschwerend kommt die Entwicklung der Charaktere hinzu, die sich, je näher man sie kennenlernt, entweder als unsympathische oder als extrem naive Zeitgenossen herausstellen.
Mit «Dear Life» habe ich eine dramatische Lebens- und Liebesgeschichte erwartet, die tief berührt und ans Herz geht. Gelesen habe ich dann eine einfache Geschichte, die anfangs emotional aufwühlt und dann leider schnell vorhersehbar wird. Dass sich die Ereignisse schließlich so übertrieben perfekt fügen, raubt der guten Romanidee leider ihr Potenzial.
Einzelband
544 Seiten
Originaltitel: «Dear Life»
übersetzt von: Melike Karamustafa
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-7363-0866-4
Verlag: LYX digital