Kurt Cobain ist eine Legende und DIE Rockikone der 90er. Die Songs seiner Grunge-Band NIRVANA prägten das Lebensgefühl einer ganzen Generation und die Nachricht seines (angeblichen) Selbstmordes vor genau 22 Jahren erschütterte die gesamte Musikwelt.
Neue Einblicke in das kurze Leben des legendären Musikers soll der Dokumentarfilm »MONTAGE OF HECK« von Brett Morgen liefern. Der Regisseur wurde von Cobains Tochter Frances Bean und seiner berühmt berüchtigten Witwe Courtney Love beauftragt, ein privates, facettenreiches Porträt über Cobain zu erschaffen. Etwa acht Jahre arbeitete Morgen an diesem Film, sichtete Kunstwerke, las unzählige Tagebücher und hörte sich unveröffentlichte Audioaufnahmen, Soundcollagen und Spoken-Word-Gedichten an.
Weitestgehend chronologisch erzählt diese leider unkommentierte Dokumentation von Kurts Leben, angefangen mit entzückenden Kinderfotos und Videoaufnahmen bis hin zum legendären MTV-Unplugged Auftritt und privaten Videoausschnitten, die ihn mit seiner kleinen Tochter oder im Drogenrausch mit seiner Frau zeigen. Abwechselnd melden sich Familienmitglieder, damalige Wegegefährten und Bandkollegen zu Wort und erzählen von ihren Erlebnissen mit Kurt. Düstere Comicsequenzen und Ausschnitte aus seinen Tagebüchern ergänzen die Interviews und werden durch wirre, künstlerische Animationen durchbrochen, die nervös und verstörend wirken.
Meine persönliche Meinung zum Film
Diese Dokumentation ist verstörend, intensiv und unfassbar intim.
Auf der einen Seite finde ich als Fan von Kurt Cobain und seiner Band NIRVANA diese von seiner Tochter Frances Bean und Witwe Courtney Love autorisierte Dokumentation gut, da sie einen tiefen Einblick in die schwer zu erfassende Gefühlswelt des Ausnahmemusikers ermöglicht und sie viele Facetten seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit zeigt. Doch auf der anderen Seite bin ich peinlich berührt. Cobain galt als schüchtern und zurückhaltend, deswegen erscheint es mir grundlegend falsch und moralisch verwerflich, diese unfassbar privaten und extrem intimen Video- und Audiomitschnitte zu veröffentlichen.
Überraschend neue Erkenntnisse gewinnt man durch diesen Film nicht. Allen Fans ist bekannt, dass Kurt Cobain kein leichtes Kind war und sein Leben lang auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn spazierte. Ebenso weiß jeder, dass sich der begnadete Songwriter sowohl als ausgegrenzter Jugendlicher als auch als gefeierter Rockstar immer unglücklich fühlte und im Drogenrausch wohl an bessere Orte flüchtete.
Rückblickend betrachtet möchte ich Brett Morgen durchaus meinen Respekt zollen. Er hat aus den ihm zur Verfügung gestellten Materialien ein ansprechendes Biopic entworfen. Die Moral mal außer Acht gelassen, bekommt man als Zuschauer einen unzensierten Blick in das Leben der Grunge-Legende, dessen Musik und Songtexte nach wie vor die Menschen faszinieren.
Zensiert hingegen wirkt die Auswahl der Interviewpartner, die Morgen Rede und Antwort standen. So fehlen mir persönlich ein paar Worte von Cobains Tochter Frances Bean, die diesen Film schließlich mitproduziert und ein wichtiger Teil seines Lebens war. Ebenso fehlen Anekdoten von seinem Bandkollegen Dave Grohl (Nirvana Schlagzeuger und Foo Fighters Frontmann), seinen Produzenten (Butch Vig, Steve Albini) sowie Worte zu und von seinem Freund Michael Stipe (R.E.M. Sänger und Patenonkel von Cobains Tochter) – nur um eine kleine Auswahl zu nennen.
Dass dieses Biopic komplett unkommentiert ist, finde ich schade. Die düsteren Comicsequenzen von Hisko Hulsings hingegen empfinde ich sehr gelungen, da sie gekonnt verdeutlichen, wie isoliert Kurt seine Kindheit und Jugendzeit erlebte. Stefan Nadelmans Animationen, die in Anlehnung an Kurts eigenen Werke entstanden sind, allerdings, wirken verstörend und fehl am Platz. Cobain hätten sie jedoch mit Sicherheit gefallen. Ob ihm auch dieses äußerst intime Porträt gefallen hätte, wage ich stark zu bezweifeln.
Meine Meinung zum dazugehörigen Buch
Da ich Morgens Dokumentationsfilm in der englischen Originalfassung ohne deutschen Untertitel gesehen habe, wollte ich unbedingt das dazugehörige, gleichnamige Buch lesen.
Wie der Film erzählt auch das Buch Kurts Lebensgeschichte, allerdings auf eine andere Weise, die weniger verstörend wirkt, aber aus dem gleichen intimen Blickwinkel.
Es enthält neben den privaten Kinderfotos, Tagebuchausschnitten, Fotos von seinen privaten Sammlungen, die auch alle im Film zu sehen sind, ganzseitige Comicausschnitte des Künstlers Hulsings und die verstörenden Animationen von Stefan Nadelman sowie niedergeschriebene Tonaufnahmen und Gespräche.
Nach einem informativen Vorwort von Regisseur und Buchautor Brett Morgen, in dem er von der Entstehung des Cobain-Biopics und über seine Recherchearbeit erzählt, folgen die Interviews mit seinen Eltern, seiner Schwester, seiner ersten Freundin Tracy sowie von Nirvana-Bandkollege Krist Novoselic und der berüchtigten Witwe Courtney Love. Diese Interviews sind ausführlicher als die im Film gezeigten. Da Morgen bei seiner Recherchearbeit so viele Informationen zusammentrug und über die Jahre viele Stunden Interviewmaterial ansammelte, fand der gesamte Umfang kein Platz in der finalen Filmfassung. Dieses Buch trägt alle zusammen und enthält daher weitere faszinierende Informationen über die Musiklegende Kurt Cobain.
Jedoch kommen auch im Buch viele wichtigen Weggefährten nicht zu Wort, wie z.B. Frances Bean Cobain, Dave Grohl, Michael Stipe, u.a.
»COBAIN. MONTAGE OF HECK« ist keine klassische Biografie. Sie ist eine intensive und intime Dokumentation über einen Musiker, der mit seinen Songs eine ganze Generation prägte und bis heute fasziniert. Da Cobain sich meist durch künstlerische Arbeiten ausdrückte, die die meisten Menschen wohl als hässlich bezeichnen würden, sind die Bilder und Fotos in diesem Buch wahrlich nicht jedermanns Sache, aber eben ein essenzieller Teil von Cobains Persönlichkeit, die Morgens Arbeit wirklich authentisch macht.
Obwohl es aus seinem privaten Umfeld niemand je geschafft hat, in seine wirre Gefühlswelt einzutauchen, hat man am Ende der Lektüre das Gefühl wenigstens ein bisschen zu Verstehen, welche Dämonen dieses Genie umtrieben haben.
Für Fans von NIRVANA, die ihrem Idol näherkommen möchten, ist diese Dokumentation ein Must-have.
Wenn ich zwischen Film und Buch entscheiden müsste, würde ich mich ganz klar für die gedruckte Variante entscheiden. Sie ist zwar genauso intim, aber moralisch nicht so verwerflich wie die unglaublich privaten Homevideos aus dem Dokumentarfilm, die meiner Meinung nach nichts in der Öffentlichkeit zu suchen haben.
Nichtsdestotrotz ist die Darstellung aller Informationen gut. Der nervöse Schnitt und die kunstvoll wirre Weise, in der Brett Morgen diese den Zuschauern überliefert, passen zum außerordentlich kreativen und verkorksten Cobain.
Studio: Universal Pictures Germany
erhältlich als DVD, Blu-ray und Video-on-Demand
ISBN: 978-3-85445-492-2 | Verlag: Hannibal
29,99 EUR
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