Ein komplexer Pageturner mit einer beeindruckend starken und verkorksten Ermittlerin
Auf diesen Spionagekrimi bin ich durch eine Pressestimme aufmerksam geworden, die die Protagonistin als wohl “spektakulärste, ausgeflippteste und originellste Heldin in der modernen Spannungsliteratur” beschrieb. Und ja, Fiona Griffiths ist anders als andere Ermittler. Sie ist hochbegabt, hat einen Gangsterboss zum Vater und leidet an einer unheilbaren Krankheit, die sie als Kind in die Psychiatrie brachte.
Von ihren vorwiegend männlichen Kollegen, die nichts von ihrer psychischen Erkrankung und deren Auswirkungen wissen, wird die junge Frau stets unterschätzt und dazu verdammt, langweilige Routinefälle zu bearbeiten. Doch Fiona ist eine sehr gute Polizistin und entdeckt hinter einem kleinen Abrechnungsbetrug eine Spur, die sie zu Leichen und zu noch größeren Geheimnissen führt, die sie als Undercoveragentin aufdecken will. Unter dem Pseudonym “Fiona Grey” wird sie in ein betroffenes Unternehmen eingeschleust und ahnt nicht, dass sie bereits ins Fadenkreuz einer übermächtigen und gnadenlosen Betrügerbande geraten ist …
Harry Binghams Schreibstil ist schnörkellos, auf Tatsachen reduziert und trotz der puristischen Schlichtheit ist “FIONA. Als ich tot war” ein beeindruckend bildgewaltiger und temporeicher Kriminalroman, voller Facetten. Da die gleichnamige Protagonistin unter dem Cotard-Syndrom leidet, das ihr das Gefühl gibt, kein normaler Mensch zu sein, denkt sie ebenso analytisch und kühl. Emotionale Prozesse registriert sie nicht immer sofort. Durch Harry Binghams systematische und rationale Sprache entwickelt sich Fiona zu einer ganz besonderen Persönlichkeit und die Knappheit an Worte machen sie umso authentischer.
Durch Fionas starken aber auch verkorksten Charakter verwandelt sich dieser anfangs gewöhnliche Krimi in einen spannenden, auf Tatsachen beruhenden Pageturner, der zudem beeindruckend detailliert auf die abenteuerliche und gefährliche Arbeit eines verdeckten Ermittlers eingeht. Der Wahnsinn der Isolation, die allgegenwärtige Angst, entdeckt zu werden und das innere Gleichgewicht zu verlieren, werden so real und nachvollziehbar dargestellt, dass ich diese mutigen und selbstlosen Profis, die nie eine öffentliche Anerkennung erhalten, an dieser Stelle meinen allergrößten Respekt aussprechen möchte.
Fazit
“FIONA. Als ich tot war” überzeugt vor allem durch die reale Darstellung der starken, verkorksten und unberechenbaren Undercoveragentin Fiona, die mit einem eisernen Willen gegen das organisierte Verbrechen und ihren inneren Dämonen kämpft. Durch seine puristische Schlichtheit und überraschende Wendungen entwickelt sich dieser düstere Kriminalroman zu einem spannungsgeladenen, komplexen und rasanten Actionthriller, der einen nicht mehr loslässt.
Obwohl die Handlung in sich abgeschlossen ist, gibt es noch einige interessante Erzählstränge, die von Harry Bingham bewusst nicht zu Ende geführt wurden. Nach dem explosivem Schluss bleibt also noch genügend Raum für wilde Spekulationen und ich warte gespannt auf eine Fortsetzung!
512 Seiten
Originaltitel: «The Strange Death of Fiona Griffiths. Book 3»
übersetzt von: Andrea O’Brien
ISBN: 978-3-8052-0016-5
Verlag: Wunderlich
Leseprobe
Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links von Amazon.de und Thalia.de. Solltet ihr über diese Links einen Kauf tätigen, erhalte ich im Gegenzug eine kleine Provision, die ich für die Instandhaltung meines Blogs verwende.
Der Preis des Produkts bleibt exakt so, als ob ihr das Produkt ohne Klick auf selbigen Link online bestellt hättet.
In diesem Beitrag verlinken ich zudem auf ausgewählte Webseiten. Diese Links setze ich freiwillig. Für die Inhalte der verlinkten Seiten übernehme ich keine Haftung.