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{Rezension} Hilary Mantel – Brüder

by Lena G.
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“Gedankenfreiheit, Redefreiheit – ist das denn zu viel verlangt?”
“Es ist verdammt viel verlangt, und das wissen Sie genau”, sagte Condé missgelaunt. “Das Bedauerliche ist, dass ich solche Sachen auch meinesgleichen höre. Gepflegte Ideen für eine gesellschaftliche Neuordnung. Gefällige Pläne für eine `Gemeinschaft der Vernunft´. Und Louis ist schwach. Wenn er den kleinen Finger gibt, wird irgendein Cromwell die ganze Hand nehmen. Am Ende steht die Revolution. Und das wird kein Vergnügen.”
(Seite 67) 

 

Freiheit. Gleichheit. Brüderlichkeit.

In ihrem fulminanten und dynamischen Werk “Brüder” stellt die mehrfach ausgezeichnete Autorin Hilary Mantel ein sehr komplexes Thema in den Mittelpunkt: die Vorgänge in Paris, vor dem Ausbruch und im Verlauf der französischen Revolution.

Ich persönlich kenne mich mit der Geschichte Frankreichs jenseits des Hundertjährigen Krieges gar nicht aus. Trotzdem interessierte ich mich sehr für das wohl wichtigste Ereignis, das schließlich dafür sorgte, dass die Politik vieler Staaten grundlegend verändert wurden.
Um mein karges Wissen aufzupolieren, griff ich glücklicherweise zu diesem Buch. Es ist zwar richtig schwere Kost, aber ich bin froh, dass dieses Buch so geschrieben wurde. Von der Leistung der englischen Autorin bin geradezu überwältigt.

Die Kompliziertheit der historischen Ereignisse ist schuld daran, dass sehr viele verschiedene Charaktere eingebracht werden müssen. Die dadurch resultierende Vielzahl an französischen Namen lässt einem manchmal ganz ordentlich den Kopf schwirren, doch sie sind für den gesamten Verlauf von immenser Bedeutung.

Im zentralen Mittelpunkt dieses Buches stehen die wohl zwei berühmtesten Revolutionäre Maximilien de Robespierre und Georges-Jacques Danton. Verbunden werden die beiden Drahtzieher durch eine weitere  historische Persönlichkeit, die noch eine wichtige Rolle in der Geschichte spielen wird: Camille Desmoulins. Alle drei sind grundverschieden und ihre Feinde, Freunde, Frauen und Geliebte versetzen alles in Aufruhr.

Hilary Mantel beginnt ihre Erzählung weit vor dem Ausbruch der Revolution und beginnt im Jahre 1763, mi der Kindheit ihrer Hauptcharaktere, die später sehr berühmt werden sollen. Obwohl über deren früheres Leben historisch wenig belegt ist, setzt die Autorin in den richtigen Lücken an. Geschickt und glaubwürdig verarbeitet sie vorhandenes Wissen mit wohlbegründeten Vermutungen. Zudem muss man ihr hoch anrechnen, dass sie den Lesern keine Sympathien für bestimmte Charaktere aufzwingt und somit jedem die Möglichkeit gibt, für sich selbst zu entscheiden.

Im Gegensatz zu anderen historischen Romanen fühlt man sich durch die bewusst distanzierte Darstellung nicht als Teil der eigentlichen Handlung. Der Leser besetzt ehr einen Beobachtungsposten, er erlebt hautnah, wie die drei Helden die Geschichte neu schreiben, wie sie in den berauschenden Sog der Macht geraten und durch diesen am Ende sogar zerstört werden.


Fazit

“Brüder” ist ein Roman über die französische Geschichte zum Ende des 18. Jahrhunderts, der auch in Zukunft wohl seinesgleichen suchen muss.
Auch wenn Hilary Mantels Schmöker mich restlos begeistern konnte, kann ich es Liebhabern historischer Romane nur eingeschränkt weiterempfehlen. Denn dieses Buch ist verdammt schwere und informationsgeladene Kost! Aber auf eigenwillige Art und Weise ist die Story  fesselnd und hochspannend.

Das fundierte Wissen und die intelligente Erzählweise machen Hilary Mantels “Brüder” zu einem beeindruckenden literarischen Meisterwerk!

 

 

Bibliografie

1.101 Seiten
Einzelband
Originaltitel: A Place of Greater Safety
ISBN: 978-3832162269
Verlag: DuMont

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